Von Belegplätzen in der Kita bis zur eigenen Großtagespflege oder Betriebskita: Es gibt viele Wege, Mitarbeitenden die Suche nach Betreuung ihres Nachwuchs zu erleichtern. Manchmal helfen auch individuelle und innovative Lösungen.
Wer seine Mitarbeitenden lange im Unternehmen halten möchte, muss das Thema Vereinbarkeit mitdenken – so viel haben die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer längst verstanden. Die Kinder während der Arbeitszeit gut betreut zu wissen, ist nur ein Teil davon, einer aber, mit dem sich alle Eltern auseinandersetzen müssen. Auch kleine und mittlere Unternehmen können ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, gute Betreuungsangebote zu finden. Dafür gibt es unterschiedliche Modelle.
Kontingentplätze in bestehenden Kitas oder Betreuungszuschuss
Wo das möglich ist, können Unternehmen auf die Kitas zurückgreifen, die es in der Umgebung bereits gibt und ein Kontingent an Plätzen vereinbaren, das für ihre Mitarbeitenden reserviert wird. Das Unternehmen beteiligt sich an der Finanzierung der Betreuungsplätze und die Mitarbeitenden müssen nicht lange nach einem Anbieter suchen. Vielen Eltern hilft aber auch schon ein Zuschuss zur Kinderbetreuung.
Für bis zu fünf Kinder: Tagespflegeperson
Kleine und mittlere Unternehmen können auch mit Tagespflegepersonen kooperieren. Tagesmütter und -väter sind qualifizierte Betreuungspersonen, die selbstständig arbeiten. Bis zu fünf Kinder darf eine Tagespflegeperson gleichzeitig betreuen. Das tun sie bei sich zuhause – oder auch in Räumen, die das Unternehmen bereitstellt.
Die Großtagespflege ist niedrigschwellig und flexibel
Für bis zu neun Kinder: Großtagespflege
Geht es um mehr als fünf Kinder, braucht es auch mehr Tagespflegepersonen. Zwei dürfen bis zu neun Kinder versorgen. Der Vorteil einer Großtagespflege ist, dass sie auch für kleinere Unternehmen recht niedrigschwellig umsetzbar ist. Es muss kein eigenes Gebäude gebaut oder gemietet werden und die Zeiten für die Betreuung können mit der Pflegeperson flexibel abgestimmt werden.
Betriebseigene Kita (auch in Kooperation mit weiteren Unternehmen)
Eine eigene Kindertagesstätte einzurichten, liegt für viele kleinere und mittlere außerhalb ihrer Möglichkeiten – zu hohe Kosten, zu viele Auflagen, zu wenig Bedarf. Möglich ist es dabei aber auch, sich mit anderen Unternehmen in der Umgebung zusammenzuschließen und sich sowohl den Aufwand, als auch die Plätze zu teilen. Auch bei der Großtagespflege ist so eine Kooperation möglich. Wer über eine betriebseigene Kita nachdenkt, wendet sich damit am besten an die Kommune.

Für den kurzfristigen Notfall: Eltern-Kind-Büro
Für Betreuung im Notfall oder in Randzeiten kann das Eltern-Kind-Büro eine Lösung sein – also dass die Eltern ihr Kind mit zur Arbeit bringen können.
Ferienprogramm
Für Ferienangebote arbeiten viele Unternehmen auch mit lokalen Organsiationen zusammen oder organisieren mit anderen Unternehmen in der Nähe ein Ferienprogramm.
Wichtige Voraussetzung für alle Angebote: Die Bedarfsanalyse
Was all diesen Angeboten aber unbedingt vorausgehen sollte, ist eine Befragung der Mitarbeitenden: Was ist der Bedarf der Eltern im Unternehmen? Brauchen sie nur eine Lösung für Randzeiten am Morgen und Abend oder für die Ferien? Geht es um eine regelmäßige, dauerhafte Betreuung oder um Notfälle und spontane Kitaschließungen? Suchen die Väter und Mütter einen Kitaplatz in der Nähe der Arbeitsstelle oder nah am eigenen Zuhause? Und sind bestimmte pädagogische Ausrichtungen – wie Montessori oder Waldorf – für sie ein wichtiger Faktor?
Diese Fragen sind entscheidend für die Auswahl des richtigen Modells für die eigene Belegschaft. Ist der Bedarf einmal festgestellt, sollte er auch in regelmäßigen Abständen noch einmal geprüft werden – vielleicht haben sich die Rahmenbedingungen oder Wünsche der Mitarbeitenden verändert.
Um den Mitarbeitenden im Unternehmen das richtige Angebot zu machen, gibt es auch in Düsseldorf und im Kreis Mettmann verschiedene Beratungsangebote. Trägerübergreifende Informationen rund um Betreuungsoptionen erhalten Unternehmen bei den jeweiligen Jugendämtern ihrer Kommune; in Düsseldorf z.B. beim Amt für Jugend und Soziales. Der Kreis Mettmann bündelt auf der Website wiedereinstieg-me.de Informationen, Kontakte und Veranstaltungshinweise rund um das Thema Vereinbarkeit – für den individuellen beruflichen Wiedereinstieg und auch für Unternehmen vor Ort. Auch die verschiedenen Trägerorganisationen, wie Wohlfahrtsverbände Diakonie, AWO oder SKFM machen Beratungsangebote.
Ein bundesweites Angebot macht das Programm „Erfolgsfaktor Familie“. Dort finden sich auch Infos, wie Arbeitgebende die Kosten für Angebote betrieblicher Kinderbetreuung geltend machen oder bezuschussen lassen können.
Best-Practice-Beispiel: Der Family-Hub Kiwifalter
Wer ein innovatives Angebot für Betreuungslücken im Raum Düsseldorf sucht, wird bei Kiwifalter fündig. Der Family Hub bietet Arbeitsplätze mit qualifizierter Kinderbetreuung und großer Flexibilität an. Besonders den Wiedereinstieg macht dieses Angebot für viele leichter.
Frau Maus, was macht Vereinbarkeit für viele Eltern und Unternehmen so schwierig?
Stephanie Maus: Ganz knapp gesagt sind das zwei Dinge: Das eine sind unplanbare Betreuungslücken. Wenn in der Schniefnasenzeit im Herbst die Kita unerwartet schließt, betrifft das auch Eltern mit gesunden Kindern. Das zweite ist der Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Der ist bei vielen oft holprig.
Wie löst Kiwifalter diese Probleme?
Stephanie Maus: Wir sind ein Family Hub – ein Workspace mit Kinderbetreuung. Damit ergänzen und entlasten wir die bestehende Kitastruktur, aber eben ganz flexibel. Wenn die Kita unerwartet schließt, können Eltern auch kurzfristig einen Platz bei uns buchen. Für den Wiedereinstieg ist es besonders hilfreich, dass die Kinder am gleichen Ort betreut werden, an dem die Eltern arbeiten. Mütter bekommen eine Art Beeper, mit dem sie gerufen werden, wenn das Kind gestillt werden muss. Aber auch so ist Eingewöhnung bei uns eigentlich kein Thema. Mama und Papa sind ja nie weit weg. Man darf aber auch den Communityeffekt nicht unterschätzen. Eltern sind während des Wiedereinstiegs oft isoliert. Bei uns treffen sie auf andere Eltern in einer ähnlichen Situation und können sich austauschen und Wissen weitergeben.



Fotos: © kiwifalter GmbH
Wer kommt zu Kiwifalter?
Stephanie Maus: Das ist ganz unterschiedlich. Zu uns kommen Festangestellte, die ihre Homeoffice-Tage bei uns verbringen, welche, die größtenteils remote arbeiten und davon einige Zeit bei uns sind, aber auch Freelancer. Bei den Festangestellten haben wir verschiedene Modelle – einige Unternehmen übernehmen die Kosten oder einen Teil davon für die Arbeitsplätze inklusive Betreuung bei uns..
Was muss sich bei der Vereinbarkeit in Zukunft verändern?
Stephanie Maus: Die Idee für Kiwifalter entstand bei meiner Mitgründerin Katja Kaltenbach und mir durch eigene Erfahrungen – wir haben beide im Ausland gelebt und gearbeitet. Katja Kaltenbach in der Schweiz, ich in Frankreich. Da ist die Situation ganz anders. Dass Mütter schnell wieder ins Arbeitsleben zurückkehren können, ist dort ganz selbstverständlich. Das muss auch hier Standard sein, kein Luxus.
Unternehmen müssten aber auch insgesamt die Fluktuationspunkte ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auge haben. Das beginnt beim Kinderwunsch, der sich vielleicht nicht sofort erfüllt. Aber auch danach ist es nicht nur die Betreuung der kleinen Kinder. Viele Eltern treten beruflich auch kürzer, wenn die Kinder auf die weiterführende Schule kommen. Und dann ist da natürlich auch das Thema Pflege älter werdender Angehöriger.
Einen Family Hub wie unseren könnte man bei diesen Themen in Zukunft auch noch viel weiter denken – mit Hausaufgabenbetreuung oder sogar einer Tagespflege für die Älteren.

Zum Thema betriebliche Kinderbetreuung hat das Programm „Erfolgsfaktor Familie“ einen informativen Podcast aufgenommen.
