ABB: Fluktuation weiblicher Fachkräfte: „Nicht gegeben“

von Carolin Scholz

ABB Mitarbeitende bei der Arbeit

Susanne Elm sprüht vor Energie, wenn sie über ihre Arbeit bei ABB spricht. Kein Wunder, denn die HR Business Partnerin (so nennt ABB die Mitarbeitenden in der Personalabteilung) am Standort Ratingen verfügt über unzählige Tools und Maßnahmen, die ihren Kolleginnen und Kollegen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leicht machen. Und der dreifachen Mutter natürlich auch. Seit ihrer Ausbildung Ende der 1990er Jahre ist sie dem Technologiekonzern, der weltweit im Themenfeld erneuerbare Energien unterwegs ist, treu geblieben.

Susanne Elm mit dem Zertifikat HIER AUSGEZEICHNET ARBEITEN

Homeoffice als es noch nicht in aller Munde war

Bereits damals haben sich ihre Vorgesetzten für Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark gemacht. So konnte die junge Mutter nach vier Monaten wieder in den Beruf einsteigen. „Mein Chef hat mich damals gefragt, was er tun müsse, damit ich wieder arbeiten käme“, sagt sie. „Ich antwortete ihm, dass ich nur von zu Hause aus für ein paar Stunden arbeiten kann. Meine Tochter war ja erst vier Monate alt.“ Also richtete man ihr ein komplettes Büro zu Hause ein. Damals ein Novum. Heute gehören flexible Arbeitszeiten und Homeoffice zur Normalität. Die Führungskräfte leben es vor und schenken ihren Beschäftigten vollstes Vertrauen – auch wenn sie nicht physisch anwesend sind.

Abb Homeoffice
Die Führungskräfte wie hier Local Division Manager Thorsten Fugel leben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor,
z.B. indem sie selbst das Homeoffice in Anspruch nehmen

Beschäftigte treffen Entscheidungen mit

Überhaupt pflegen die insgesamt 885 Beschäftigen am Ratinger Standort einen sehr familiären Umgang untereinander. Auch wenn derzeit wegen Corona die meisten Büroarbeitsplätze leer sind: Die angenehme Unternehmenskultur ist dennoch spürbar. Und auch aus der Krise entwickeln sich neue Ideen. „Wir hatten schon vor Corona die Möglichkeit mit unserem Programm Homeday maximal fünf Tage im Monat im Homeoffice zu arbeiten“, sagt Elm. „Gerade läuft eine Umfrage unter den Mitarbeitenden, wie sie es fänden, bis zu 30 Tage in drei Monaten von zuhause aus zu arbeiten.“ Arbeitstitel: Flex Day Plus. Wie bei allen Neuerungen im Personalwesen dürfen die Beschäftigten bei ABB an der Entscheidung teilhaben. Und auch der Betriebsrat muss ins Boot geholt werden. „Das gelingt uns aber meistens, wir pflegen einen sehr partnerschaftlichen Umgang miteinander“, sagt Elm.

„Wir sind immer in Bewegung und überlegen uns neue Angebote, von denen wir denken, dass sie uns als Unternehmen noch weiter voranbringen können“, sagt Elm. Ein Tipp für KMU, die ihre Unternehmenskultur anpacken wollen: Nicht in Tabus denken! Kreativ sein, Ideen sammeln, die Mitarbeitenden und gegebenenfalls den Betriebsrat in der Umsetzung mitnehmen und wenn es doch nicht läuft, prüfen warum, dann gegensteuern und sonst von den Angeboten auch wieder verabschieden.

Die Beschäftigten der ABB haben bei vielen betrieblichen Entscheidungen ein Wörtchen mitzureden

Viele besondere Angebote binden an das Unternehmen

Ganz wichtig sei zudem die Kommunikation der Angebote, sagt die Personalerin. „Selbst langjährige Mitarbeitende haben nicht immer alles auf dem Schirm, was wir anbieten.“ Die HR-Abteilung kommuniziert daher regelmäßig in die „HR-Leistungen des Monats“. Das können freie Belegplätze in einer Düsseldorfer Kita sein, die Möglichkeit, die Kinder in den Sommerferien ins ABB-Ferienhaus zu schicken. Oder Programme wie SWAP, die es ermöglichen den Arbeitsplatz für eine gewisse Zeit zu tauschen, Sabbaticals, Mentoring für Frauen, die in Führungspositionen wollen, und Vieles mehr. Es gibt eine Gruppe von ABB-Eltern kleiner Kinder unter drei Jahren, die sich regelmäßig zum Austausch trifft. Alle Azubis des jeweiligen ersten Lehrjahres führen jedes Jahr ein Weihnachtsstück auf, das sie an zwei Terminen vor den Mitarbeiterkindern vorführen. Alle zwei Jahre werden alle gesetzlichen, tariflichen und betrieblichen Leistungen im Rahmen einer HR Messe direkt in der Produktion mit einem kleinen Messestand kommuniziert.

Vorbereitungen für das Elternnetzwerk
 

Die Auswirkungen der vielen Angebote für Familien und Karriereförderung von Frauen sind greifbar: „Die meisten Mütter nehmen ein Jahr Elternzeit und steigen dann in Teilzeit wieder ein“, sagt Susanne Elm. „Als männliche Führungskraft wird man fast schon schräg angeschaut, wenn man nicht mindestens zwei Monate Elternzeit nimmt.“ Fluktuation weiblicher Fachkräfte: „Nicht gegeben.“

Ihre wegweisende Unternehmenskultur hat sich die ABB 2020 zertifizieren lassen und darf sich mit dem Titel HIER AUSGEZEICHNET ARBEITEN schmücken.

ABB Ratingen: 885 Beschäftige, davon weiblich 110.

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