Frankenheim: Neue Generation blickt nach vorn – mit Tradition im Rücken

von Carolin Scholz

Bestattungshaus Frankenheim

In der sechsten Generation sind erstmals zwei Frauen in der Geschäftsführung des Bestattungshauses. Sie setzen auf Wertschätzung und Vertrauen in der Zusammenarbeit im Team und wollen auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen.

Ein traditionsreiches Familienunternehmen mit 150-jähriger Geschichte – das ist das Bestattungshaus Frankenheim. In der sechsten Generation sind 2017 zum ersten Mal zwei Frauen in die Geschäftsführung aufgerückt: Die Schwestern Juliane und Victoria Frankenheim. Und sie bringen eigene Vorstellungen und Führungsstil mit – so wie die Generationen vor ihnen auch.

Insgesamt 33 Menschen arbeiten bei Frankenheim im Haupthaus und in den Filialen in Düsseldorf, Mettmann und Krefeld. Sie sind in der Verwaltung, der Beratung trauernder Hinterbliebener und in der Verstorbenenumsorgung tätig. Der Frauenanteil ist etwas höher als der der Männer. „Wir müssten eher auf die Männerquote achten“, scherzt Co-Geschäftsführerin Juliane Frankenheim. Auch wenn viele beim Bestatter an einen älteren Herren in Schwarz denken: Der Bestatterberuf ist im Wandel und in den vergangenen Jahren immer weiblicher geworden.

Geschäftsführung fragt, was bei Mitarbeitenden Thema ist

Wie in vielen Familienunternehmen ist das Thema Familie auch bei Frankenheim immer präsent. Weil Teile der Familie hier zusammenarbeiten – neben Juliane und Victoria Frankenheim gehört auch Vater Claus Frankenheim zur Geschäftsführung, Mutter Margarete Frankenheim ist in der Trauerbegleitung tätig und Dackel Ronja wird auch zum Team gezählt. Aber auch, weil der Umgang mit den anderen Mitarbeitenden familiärer gestaltet ist, als in so manch anderem Unternehmen. „Unser Vater hat uns das schon weitergegeben: Dass es wichtig ist, zu helfen“, sagt Juliane Frankenheim. „Deshalb wollen wir wissen, was bei unseren Mitarbeitenden gerade Thema ist – was sie beschäftigt.“ Ob ein Haustier gestorben ist, ein Umzug bevorsteht oder Nachwuchs erwartet wird.

Bestattungshaus Frankenheim
Stolz auf das Zertifikat Hier ausgezeichnet arbeiten: Mutter Margarete Frankenheim und Co-Geschäftsführerin Juliane Frankenheim

Darum liegen die Büros der beiden Geschäftsführerinnen mitten im Geschehen in der Zentrale des Unternehmens. So seien sie immer im direkten Austausch mit dem Team und man arbeite automatisch enger zusammen. Schon am Kennenlern- und Einarbeitungsprozess versuchen die beiden teilzuhaben und zu vermitteln, dass Probleme geäußert werden können und sollen – auch wenn es um private Probleme geht.

Weg vom autoritären Führungsstil des Großvaters

Aber auch das Freitagsritual helfe dabei, auch mal über Themen zu reden, die nicht mit der Arbeit zu tun haben. „Wir kommen freitags am Nachmittag zusammen und schließen gemeinsam die Woche ab“, sagt Juliane Frankenheim. Da werde mal auf einen Geburtstag angestoßen oder Kolleg*innen in den Urlaub verabschiedet oder sich einfach über die geschaffte Woche und andere Themen ausgetauscht. Mehrmals im Laufe des Jahres werde auf Firmenkosten essen gegangen, der jährliche Kirmesbesuch, Bowling oder gemeinsames Kochen stehen auch regelmäßig auf dem Programm.

Ihr Großvater, sagt Victoria Frankenheim, habe noch einen eher klassischen, autoritären Führungsstil gepflegt – das sei zu seiner Zeit noch üblich gewesen und habe auch seinen Teil dazu beigetragen, dass das Unternehmen sich gut entwickelt hat. Schon bei ihrem Vater habe sich das langsam geändert. Und heute: „Wir versuchen, bedürfnisorientierter ranzugehen und die Mitarbeitenden mehr einzubeziehen.“ Das sei auch notwendig, etwa weil die Altersstruktur mittlerweile recht divers sei. Zwischen 20 und 70 sei jedes Altersjahrzehnt vertreten – und da seien die Bedürfnisse und die Lebensrealitäten sehr unterschiedlich.

Bestattungshaus Frankenheim
Der Team-Zusammenhalt wird mit regelmäßigen Treffen gefördert

Individuelle Lösungen werden gesucht

Das habe sich auch während der Corona-Pandemie immer wieder gezeigt – als alle zuhause bleiben mussten und Eltern neben der Arbeit auch mit Homeschooling beschäftigt waren. Gemeinsam wurde überlegt, welche Arbeiten auch von zu Hause erledigt werden können und wie sich die Arbeitszeit zwischen Homeoffice und vor Ort aufteilen lässt, sodass Mitarbeitende beides unterbringen können. „Im Beratungsgespräch oder der Verstorbenenumsorgung geht das natürlich nicht – aber ansonsten ist es auch kein Problem, die Kinder mal mit zur Arbeit zu bringen, wenn es nicht anders geht“, sagt Juliane Frankenheim. Auch Teilzeitmodelle gehören dazu – etwa ein Fünftel der Belegschaft arbeite in Teilzeit.

Bestattungshaus Frankenheim
Zentraler Treffpunkt für die Mitarbeitenden ist die große Essküche des Unternehmens

Geschäftsführerinnen konnten „externe Luft schnuppern“

Dass sie und ihre Schwester Victoria Frankenheim einmal ins Unternehmen einsteigen würden, war nicht von vornherein klar. Beide haben studiert und in anderen Bereichen gearbeitet. „Ich glaube, es war gut für uns, zuerst externe Luft zu schnuppern“, sagt Juliane Frankenheim. Seit sie zusammen Teil der Geschäftsführung sind, haben sich die Schwestern noch einmal besser und anders kennengelernt. „Wir haben aber eine Vertrauensbasis, die ich mir mit keiner externen Person vorstellen kann“, sagt Juliane Frankenheim. Auch das Vertrauen darin, dass sie selbst bei Uneinigkeit einen gemeinsamen Weg finden.

Das Thema, das sie sich für die Zukunft vorgenommen haben, ist noch einmal mehr auf die Work-Life-Balance zu achten. „Ich denke, Familienfreundlichkeit ist nicht nur durch die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie definiert“, sagt Co-Geschäftsführerin Victoria Frankenheim. Vielmehr gehe es darum, herauszufinden, wie das Unternehmen jede*n Einzelne*n unterstützen kann, Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen.

Seine wegweisende Unternehmenskultur hat sich das Unternehmen 2022 zertifizieren lassen und darf sich seither mit dem Titel HIER AUSGEZEICHNET ARBEITEN schmücken.

Bestattungshaus Frankenheim: 33 Mitarbeitende- davon 24 Frauen und neun Männer

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