Auch in Industrieunternehmen liegt der Fokus auf Familie, Vereinbarkeit und Offenheit– das will die Konecranes GmbH nach außen zeigen. Denn das Unternehmen macht seinen Mitarbeitenden flexible Angebote.
Schweißen, montieren, Arbeit mit schwerem Gerät in Häfen und in der Industrie. Viele Menschen haben bei diesen Arbeitsbereichen direkt Bilder im Kopf. Auf diesen Bildern sind meist Männer zu sehen. Wie in vielen Unternehmen der Schwerindustrie ist auch bei Konecranes der Frauenanteil niedrig. Gerade deshalb versuche man, Stereotype aufzubrechen und mehr Frauen anzuziehen. Durch Auflösen der Vorurteile, aber auch durch verschiedene Angebote, die das Arbeiten im Unternehmen attraktiv machen.
Konecranes ist ein finnisches Unternehmen mit – je nach Unternehmensbereich – bis zu 200-jähriger Firmengeschichte. Weltweit arbeiten dort 16 500 Menschen – in Deutschland sind es 3600 Mitarbeitende, circa 800 davon am Standort Düsseldorf. Der gehört seit 2017 zum Unternehmen und ist Sitz der größten deutschen Tochtergesellschaften. Konecranes stellt Industriekrane, Krankomponenten und Antriebstechnik sowie Hafentechnik her und bietet seinen Kunden Serviceleistungen entlang des Lebenszyklus seiner Produkte an. In Düsseldorf fertigt Konecranes Hafenmobilkrane und führerlose Containertransporter, die weltweit in Häfen zum Einsatz kommen.
Viele Angebote sind bereits fest in den Strukturen verankert
In einem Unternehmen dieser Größe haben sich oft bereits Strukturen etabliert, die es einfacher machen, Familien- und Erwerbsarbeit in Einklang zu bringen. Konecranes ermöglicht im Verwaltungsbereich generell das Arbeiten von zu Hause auch nach dem Ende der Corona-Schutzmaßnahmen. Wer von zu Hause aus arbeitet, erhält einen Zuschuss zu Strom und Heizung. Mitarbeitende, die in der Fertigung arbeiten und deshalb ihren Arbeitsplatz nicht nach Hause verlegen können, erhalten eine höhere Subvention für ein Job-E-Bike.
Pflegende und Eltern von Kindern unter zwölf Jahren können sich von Nachtschichten befreien lassen. Das ist auch später noch möglich, wenn beide Eltern im Schichtbetrieb arbeiten. Aber auch durch die Bindung an den Tarifvertrag der IG-Metall profitieren die Mitarbeitenden von Angeboten, wie dem Tariflichen Zusatzgeld (T-ZUG), das auch bei Konecranes in acht freie Tage umgewandelt werden kann unter bestimmten Voraussetzungen.
Bei persönlichen Herausforderungen unterstützt das Employee Assistance Program
Über das Employee Assistance Program (EAP) sollen die Mitarbeitenden in verschiedenen Bereichen unterstützt werden – durch psychologische Angebote oder persönliches Coaching in schwierigen Situationen. Da könne es um Burnout-Prävention gehen, aber auch um finanzielle Herausforderungen der Mitarbeitenden im privaten Bereich. „Wir sind ein Querschnitt der Gesellschaft, daher gibt es ganz verschiedene Themen unserer Mitarbeitenden“, sagt Anna-Lena Mandic, HR Managerin Port Solution.
Neben den festen Strukturen, die bereits vorhanden sind, versuche man aber immer die Mitarbeitenden individuell im Blick zu haben und auf deren Bedürfnisse einzugehen. Angebote seien immer auf den einzelnen Menschen zugeschnitten. „Gibt es eine Herausforderung bei einer Person, schauen wir, welche Lösungsansätze wir im Unternehmen schon haben und welche wir vielleicht hinzufügen und neu ausprobieren können“, sagt Daniela Komolafe, Team Lead Talent Acquisition and Engagement „Da sehen wir uns als Möglichmacherinnen.“
Stereotype aufbrechen als gesellschaftliche Verantwortung
Wie für viele Unternehmen in dieser Branche ist auch für Konecranes das Erhöhen der Frauenquote eine besondere Herausforderung. „Wir sehen es auch als unsere gesellschaftliche Verantwortung, Stereotype, die es für diese Berufe gibt, aufzubrechen“, sagt Daniela Komolafe. Man versuche, etwa bei der Außendarstellung darauf zu achten, auf Fotos von Arbeitssituationen auch weibliche Mitarbeitende zu zeigen. Eine Teilnahme an Aktionen wie dem Girls Day gehört jedes Jahr fest dazu.
In den nächsten fünf Jahren habe man sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil unter den Mitarbeitenden zu verdoppeln – von circa zehn auf 20 Prozent. Dafür gibt es im Unternehmen auch ein Mentoring-Angebot und ein Netzwerk für Frauen. Zusätzlich wolle man zukünftig mehr Stellen in Teilzeit anbieten.
Auch Väter wollen am Familienleben teilhaben
Wichtig ist dem Unternehmen auch der Abbau von Vorurteilen – nicht nur in Bezug auf Frauen in der Metallbranche. Auch die Rolle der Väter ist immer wieder Thema. Das Bewusstsein habe sich geändert, es sei viel selbstverständlicher, dass Väter zuhause auch Aufgaben übernehmen – und sich das auch wünschen. „Väter möchten heute häufig Teil der Care-Arbeit sein, sagt Anna-Lena Mandic. Da müsse der Arbeitgeber mitziehen. Insgesamt müsse ein anderes Support-System aufgebaut werden – und auch Platz für die Elternzeit der Väter geschaffen werden. Die Anträge seien in den vergangenen Jahren leicht gestiegen.
Insgesamt sei man bereits gut aufgestellt als Arbeitgeber, sagt Anna-Lena Mandic. Der Zertifikatsprozess habe dafür eine gute Wasserstandsmeldung gegeben. In Zukunft wolle man auch bei der internen Kommunikation noch konkreter werden und bestimmte Berufsfelder vorstellen oder es auch thematisieren, wenn ein Mitarbeiter eine längere Elternzeit genommen und wie gut das funktioniert hat. Außerdem sollen neue Modelle ausprobiert werden, wie etwa Job-Sharing oder auch Job-Rotation.
„Bei einem Industrieunternehmen stellt man sich oft vor: Da arbeiten nur Männer, da wird nichts für Familien getan“, sagt Daniela Komolafe. Als liege der Fokus nur auf Maschine, Schmutz und Produktion. Aber auch in der Industrie werden weichere Themen ernst genommen. „Unser Unternehmen bietet so viel mehr“, sagt sie. Und gerade im Zuge von Digitalisierung und Automatisierung verändern sich auch die Produktionsarbeitsplätze enorm.
Mitarbeitendenzahl: 736 Mitarbeitende am Standort, davon derzeit 10 Prozent Frauen und 90 Prozent Männer
Seine wegweisende Unternehmenskultur hat sich das Unternehmen 2023 zertifizieren lassen und darf sich mit dem Titel HIER AUSGEZEICHNET ARBEITEN schmücken.
Bild ganz oben: Daniela Kamolafe (links) und Anna-Lena Mandic Fotos Melanie Zanin