Mühlhause: „Ich hätte gern mehr weibliche Führungskräfte“

von Carolin Scholz

Mitarbeiterin Mühlhause Gmbh

Vom Familien- zum Industrieunternehmen – seit der Gründung 1989 ist die Firma Mühlhause GmbH  in Velbert stark gewachsen. Der Ton ist trotzdem familiär geblieben. Geschäftsführer Frank vom Endt ist ein gutes Klima im Betrieb wichtig – und auch, soziale Verantwortung zu übernehmen.

„Wir sind eine größer gewordene Blechbude“, sagt Frank vom Endt, einer von zwei Geschäftsführern bei Mühlhause, und lacht. Angefangen habe alles in einer „typisch niederbergischen Hinterhoffirma“, als Familienunternehmen. Heute hat die Mühlhause GmbH mehr als 160 Mitarbeitende an drei Standorten. Trotzdem sei der Umgang im Unternehmen familiär geblieben. Dazu gehöre, dass man sich nicht so ernst nehme, auch mal locker miteinander rede und die Mitarbeitenden einen guten Draht untereinander, aber auch zur Geschäftsführung haben.

Die Mühlhause GmbH ist Spezialist für Stanz- und Umformtechnik. Dort werden mit großen Industriewerkzeugen Teile vor allem, aber nicht nur für die Automobilindustrie hergestellt. Klassisch arbeiten in der Metallverarbeitung größtenteils Männer – so ist es auch bei Mühlhause. Im Großpresswerk ausschließlich, im Kleinpresswerk sind auch Frauen angestellt. Der Führungskreis sei komplett mit Männern besetzt. Ein Thema, das Frank vom Endt schon länger beschäftigt.

Personalreferentin Vanessa Parschat und Geschäftsführer Frank vom Endt

Wenige Bewerberinnen in diesem Bereich

Ich hätte gerne mehr weibliche Führungskräfte im Unternehmen“, sagt er. Er habe in seinem Berufsleben schon oft die Erfahrung gemacht, dass ein gemischtes Team einen positiven Einfluss auf ein Unternehmen hat. Doch es sei nicht einfach, in diesem Geschäftsbereich Frauen zu finden. Nur ein kleiner Teil der Bewerbungen komme von Frauen. Daran wolle man bei Mühlhause arbeiten.

„Wir sehen uns als die Kümmerer“, sagt Frank vom Endt. Wenn es bei Mitarbeitenden Probleme oder Herausforderungen im privaten Bereich gebe, versuche man immer zu helfen. Wie etwa, als bei einer Mitarbeiterin zuhause der Strom abgestellt werden sollte – und der Inhaber Dirk Mühlhause die Rechnung für sie bezahlte.

Virtuelles Feierabendbier zum Kontakthalten

Auch durch die Corona-Pandemie sei es zu einigen Herausforderungen gekommen. Dort, wo es möglich war, habe man schnell auf mobiles Arbeiten umgestellt. Um auch den Kontakt untereinander zu halten, wurde das regelmäßige „Virtuelle Feierabendbier“ eingeführt. „Das schnelle Gespräch auf dem Flur, gerade mit Kolleginnen und Kollegen, die nicht im gleichen Team arbeiten, hat einfach gefehlt“, sagt Vanessa Parschat, Personalreferentin bei Mühlhause. Trotzdem wolle man am hybriden Arbeiten festhalten. Umfragen unter den Mitarbeitenden ergeben, dass es für viele die Vereinbarkeit von Privatem und Beruf erleichtert, sagt Parschat.

Zwei Mal im Jahr bietet das Unternehmen zudem Gesundheitskurse an, bei denen Mitarbeitende die Auswahl zwischen Sportangeboten, Rückentraining oder etwa Raucherentwöhnungskursen haben. Auch eine betriebliche Sozialberatung gehört in naher Zukunft zum Angebot des Unternehmens. In Zusammenarbeit mit der Bergischen Diakonie finden die Mitarbeitenden Ansprechpartner*innen für Probleme, etwa zum Thema Sucht, Schulden oder Familie.

Das virtuelle Feierabendbier kann auch einfach eine Tasse Tee sein

Chancen auch für Menschen mit „krummem Lebenslauf“

Die Zusammenarbeit mit der Diakonie sei aber nicht nur einseitig. Immer mal wieder rufe die Verantwortliche der Tafel auch bei Frank vom Endt an und lege ihm jemanden als Bewerber*in nahe. Denn er habe ein „Herz für krumme Lebensläufe“. „Ich sehe das auch als unsere  gesellschaftliche Verpflichtung, Menschen einen Start zu ermöglichen, die es schwerer haben“, sagt er. Auch wenn das immer wieder mit Aufwand verbunden sei, hätten schon mehrere so einen Platz im Unternehmen gefunden und machten sich heute gut. „Wir können es uns schlicht als Unternehmen und auch gesellschaftlich nicht leisten, Leute nicht mitzunehmen.“

Unternehmen will und muss sich verjüngen

Denn auch für Mühlhause steht in Zukunft eine weitere Transformation an. Im Moment liegt der Altersdurchschnitt bei etwa 47 Jahren – also relativ hoch. Das Unternehmen müsse sich in den nächsten Jahren verjüngen. Und damit auch mehr darauf reagieren, was junge Menschen von einem Arbeitgeber erwarten. „Freizeitausgleich ist heute vielen wichtiger als etwa ein Firmenwagen. Das war früher anders“, sagt Frank vom Endt. Daher arbeite man aktuell daran, Langzeit-Zeitkonten einzuführen. Sodass das Unternehmen auch Sabbaticals anbieten kann und Teilzeitmodelle leichter verwirklicht werden können. Da Flexibilität aber zu den Stärken des Unternehmens zähle, fühle man sich für neue Herausforderungen gut gewappnet.

Mühlhause GmbH: 160 Mitarbeitende, davon weiblich 40

Das Unternehmen hält seit 2021 das Zertifikat HIER AUSGEZEICHNET ARBEITEN.

ZURÜCK