Thedens: Unternehmenskultur von innen

von Andrea Lützenkirchen

Unternehmenskultur von innen, Simone Thedens und Mitarbeiter

Die Spezialistin für Karosseriebau und Lackierung kann auf eine über vierzigjährige Firmengeschichte zurückblicken. Modernste Technik und eine menschlich-engagierte Betriebsführung sorgen für den Erfolg der Firma.

Als Simone Thedens mit Mitte Zwanzig in den Familienbetrieb einstieg, stieß sie erst einmal auf Widerstand. Frisch von ihrem Job als Assistentin des Finanzvorstandes bei McKinsey sprudelte sie vor Ideen, den Familienbetrieb nach amerikanischem Vorbild zu verändern. Flache Hierarchien, mehr Digitalisierung, mehr Frauen an allen Arbeitsplätzen – das waren die Vorschläge, mit denen sie Großvater, Onkel und Vater konfrontierte. Doch schließlich ließen sich die Männer überzeugen. Zwanzig Jahre später ist der Familienbetrieb auf 54 Beschäftigte an drei Standorten angewachsen und die 44-jährige führt ihn so, wie sie es sich als junge Frau vorgestellt hatte.

 

Flexible Arbeitszeiten und Selbstverantwortung

Die Thedens GmbH wurde 1979 als PKW-Manufaktur für Karosseriebau und Lackierung von Thedens Großvater, Vater und Onkel gegründet. Außer auf die Karosserien und Mechanik von Automobilen hat sich das Unternehmen auf die industrielle Lackierung von Zügen und Straßenbahnen spezialisiert. Modernste digitale Technik am Arbeitsplatz verbindet sich bei dem Familienbetrieb mit moderner Unternehmensführung. Deshalb können sich die Mitarbeitenden ihre Zeit selbstverantwortlich und frei einteilen. „Alle bekommen auf ihrem Tablet ihre Tagesaufgaben, die sie dann selbstständig strukturieren“, sagt die Geschäftsführerin. „Wenn jemand früher gehen möchte, ist das kein Problem, die Arbeitszeiten kann jeder für sich maximal flexibel gestalten.“ Gerne ermuntert die Mutter von zwei Söhnen die Väter, sich Zeit für ihre Kinder zu nehmen, um sie zum Beispiel morgens in die KiTa zu bringen.

Thedens Unternehmenskultur von innen, zwei Mitarbeitende bei der Arbeit
Außer PKWs lackiert die Firma Thedens auch Züge, LKWs und Industrie-Anlagen

 

Mitarbeitende werden in Entwicklungsprozesse eingebunden

In die Entwicklung von neuen Arbeitsprozessen bindet Thedens möglichst alle Mitarbeitenden, nicht nur die Führungskräfte, ein. Überhaupt werde viel miteinander gesprochen und neue Projekte im engen Austausch entwickelt. „Bei uns ist jeder Experte für seinen Arbeitsplatz und hat so oft die richtigen Ideen, wie etwas verbessert werden kann.“ Wichtig sei ihr auch eine gute Fehlerkultur. Fehler können allen passieren, sie lernten daraus.

Viel Freiheit für die Beschäftigten

Unproblematisch und pragmatisch: Die Unternehmenskultur wird nicht von außen verordnet, sondern gedeiht von innen heraus. Die Wünsche ihrer Beschäftigten seien ihr wichtig, es gebe kein großes Bohei um kurzfristige Änderungen, sagt Thedens. „Als kleines Unternehmen sind wir in der Lage, Arbeitszeiten und Stundenkontingente schnell und flexibel an die Bedürfnisse anzupassen.“ Dafür sei keine große Bürokratie erforderlich.

Thedens Unternehmenskultur von innen
Die Mitarbeitenden entscheiden selbst, wie sie Arbeitstag und Aufgaben strukturieren

Homeschooling im Büro

Gibt es mal einen Betreuungsengpass, dürfen die Angestellten ihre Kinder mitbringen. Und das nicht erst seit Corona. So ist die 16-jährige Tochter der Buchhalterin seit ihrer Kindergartenzeit daran gewöhnt, ihre Mutter ins Büro zu begleiten. Kinderbetreuung und Homeschooling am Arbeitsplatz haben bei dem Familienbetrieb eine lange Tradition und bestes Vorbild ist die Chefin selbst. Weil sie keinen KiTa-Platz für ihn finden konnte, nahm Simone Thedens ihren kleinen Sohn schon vor 15 Jahren Tage und Wochen mit zur Arbeit. Und auch sie hat als Kind viel Zeit in Werkstatt und Büro verbracht. Deshalb kenne sie einige Mitarbeiter schon seit ihrer Kindheit.

Mütter werden besonders gern eingestellt

Thedens setzt auf gemischte Teams. Junge und ältere Mitarbeitende, viele Länder und Kulturen träfen hier ganz selbstverständlich aufeinander. Besonders gern stelle sie Mütter ein, sagt Thedens, „die sind immer super organisiert und arbeiten sehr effektiv.“ Leider sei es gar nicht so einfach, in ihrer Männerdomäne Frauen zu finden. Obwohl sie in Stellenanzeigen gezielt auch weibliche Fachkräfte anspricht und junge Mädchen immer wieder für den Beruf im Handwerk begeistert. Doch jetzt gibt es einen Erfolg: Seit dem letzten Jahr lässt sich eine junge Frau zur Karosseriebauerin bei der Thedens GmbH ausbilden.

Thedens Unternehmenskultur von innen, Auszubildende Isabell
Ein Fernsehbeitrag über das duale Studium regte Azubi Isabell Kallenbach zu ihrer Ausbildung an

 

Thedens GmbH: 52 Mitarbeitende, davon weiblich 5

Das Unternehmen hält seit 2021 das Zertifikat HIER AUSGEZEICHNET ARBEITEN.

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