Bei CREDO in Haan sieht man sich als große Familie. Angestellte konnten mit Problemen immer auf Geschäftsführerin Gabriele Kracht zugehen – und auf eine gemeinsame Lösung hoffen. Nun hat sie die Leitung an ihre Tochter übergeben. Und die führt die familienfreundliche Firmenpolitik weiter.
„Wir sind eine große Familie und gehen gemeinsam durch Höhen und Tiefen“, sagt Nadine Kracht. Vor etwa zwei Jahren hat sie die Geschäftsführung der CREDO Handelsgesellschaft von ihrer Mutter Gabriele Kracht übernommen. Die zieht sich nun langsam aus dem Geschäft zurück. 30 Jahre lang hat sie die Firma geleitet – und eine familien- und frauenfreundliche Unternehmenskultur gelebt.
Die CREDO Handelsgesellschaft ist eine Tochter der CREDO-Stahlwarenfabrik Gustav Kracht GmbH & Co. KG. Diese wurde vor fast 100 Jahren 1924 gegründet. Dort werden Produkte für die Hand- und Fußpflege hergestellt, wie Hornhauthobel, Nagelfeilen und -scheren oder Pinzetten. Bei CREDO in Haan arbeiten derzeit etwa 41 Menschen – in der Produktion, im Werkzeugbau und in der Schlosserei, im Versand und im kaufmännischen Bereich. Etwa 80 Prozent der Mitarbeitenden sind Frauen. In der Metallbranche nicht unbedingt üblich.
Der persönliche Kontakt ist Gabriele Kracht wichtig
Als eine „große Familie“ sehen sich viele Unternehmen gerne. Bei CREDO bedeutet das, dass als Gabriele Kracht noch voll im Geschäft war, sie jede und jeden ihrer Mitarbeitenden persönlich kannte. Wusste, wer Kinder hat und in welcher Lebensphase die gerade waren. „Ich bin regelmäßig auf alle zugegangen und habe gefragt, was bei ihnen gerade so los ist“, sagt sie. Der enge Kontakt zu den Angestellten war ihr immer wichtig. Zu wissen, was sie beschäftigt und Hilfe anzubieten, wenn nötig. Egal, worum es geht. Das sei bei CREDO schon immer so gewesen, sagt Gabriele Kracht.
Die Mitarbeitenden wissen, dass sie bei Schwierigkeiten auf sie zugehen können. Gabriele Kracht sagt, sie habe schon bei der Suche nach einem Kita-Platz geholfen. Ihre Mutter habe sogar mal Kinder eines Mitarbeiters betreut, als die Kita Ferien hatte und seine Frau nicht wusste, wohin mit den Kleinen. Als eine andere Mitarbeiterin an Krebs erkrankt war, habe Gabriele Kracht sie zum Perücke kaufen begleitet und zur Reha gefahren. Wie in einer großen Familie. „Wir nehmen Mitarbeiter auch mal in den Arm“, sagt Gabriele Kracht.
Flexibilität und eine angenehme Arbeitsumgebung
Doch nicht nur bei solch großen Problemen versuchen Gabriele und Nadine Kracht ihren Mitarbeitenden zu helfen. Nach dem Umzug von Solingen nach Haan haben sie die Arbeitszeiten verändert, damit sie besser zu den Busfahrzeiten dort passen. „Einige hätten sonst nach der Arbeit noch ewig auf den Bus warten müssen“, sagt Gabriele Kracht. Auch insgesamt sind die Arbeitszeiten flexibel – so dass, wenn die Kinderbetreuung es notwendig macht, einzelne Mitarbeitende später anfangen können.
Gabriele Kracht war die erste Frau an der Spitze von CREDO. Als vor fast 30 Jahren ihr Vater starb, hatte der noch nicht festgelegt, welches seiner Kinder die Nachfolge antreten sollte. „Wir haben als Geschwister gemeinsam entschieden, dass ich die Firma übernehme“, sagt Gabriele Kracht. Da war sie gerade schwanger mit Tochter Nadine. Nicht allen Gesellschaftern habe es damals gefallen, dass nun eine Frau Geschäftsführerin ist. Doch Gabriele Kracht sagt, sie habe sich mit der Zeit das passende Arbeitsumfeld geschaffen. Auf Tochter Nadine Kracht habe sie nie Druck ausgeübt, ihr nachzufolgen. Die habe schon seit sie 16 war gerne in den Ferien ausgeholfen und übernimmt nun gern in fünfter Generation den Betrieb Stück für Stück.
Pläne für die Zukunft der Credo-Unternehmenskultur
Sie bringt auch frische Ideen mit ins Unternehmen. Gerade wird ein neuer gemütlicher Pausenbereich eingerichtet. Freitags gibt es schon länger ein gemeinsames Frühstück – soweit es die Corona-Lage zulässt. Für Nadine Kracht ist zudem das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Sie will, dass das Unternehmen umweltfreundlicher wird. „Dafür haben wir mittlerweile eine Photovoltaikanlage und eine begrünte Fassade ist in Planung“, sagt sie. Um sich den noch kommenden Herausforderungen zu stellen, wurde eine Kollegin zum betrieblichen Pflege-Coach weitergebildet. Die Pflege von Angehörigen werde für einige der Angestellten bald Thema. Und darauf wolle man – wie bislang auch – gut und flexibel reagieren können.
Credo GmbH Haan:
41 Mitarbeitende, davon 33 Frauen