Nachfolge: Frauengeführte Handwerksbetriebe werden als innovativ wahrgenommen

von Ina Schickart

Unternehmensnachfolge: Handwerksbetriebe mit Frauen an der Spitze werden als innovativ wahrgenommen - Rebecca Haag

Was empfiehlt die HWK Düsseldorf kleinen und mittleren Handwerksunternehmen, die über eine Unternehmensnachfolge nachdenken? Und warum sollten Handwerksbetriebe besonders Frauen für die Nachfolge in Betracht ziehen? Wir haben Rebecca Haag, Karrierescout bei der HWK Düsseldorf, hierzu Fragen gestellt:

Competentia: Worauf sollten Handwerksunternehmen beim Nachfolgeprozess besonders achten?

Rebecca Haag: Wichtig ist, sich rechtzeitig mit dem Thema Unternehmensnachfolge zu beschäftigen und diesen komplexen Vorgang zu planen. Insbesondere, wenn noch keine Person feststeht, die den Betrieb übernehmen möchte. Empfehlenswert sind fünf Jahre. Denn neben der Suche nach einer geeigneten Kandidatin oder einem geeigneten Kandidaten beanspruchen auch finanzielle, rechtliche und steuerliche Fragen bei der Nachfolgeregelung eine gewisse Zeit. Die Handwerkskammer Düsseldorf unterstützt dabei.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Betriebsübergabe ist letztlich, dass das Unternehmen wirtschaftlich rentabel und wettbewerbsfähig aufgestellt ist. Ansonsten wird es schwierig, eine Interessentin oder einen Interessenten zu finden.

Competentia: Warum sollten Handwerksunternehmen Frauen als Nachfolgerin in Betracht ziehen? Was machen Frauen als Nachfolgerin anders als Männer?

Rebecca Haag: Viele Branchen im Handwerk leiden unter dem Fach- und Führungskräftemangel. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sich daher bei der Suche nach Nachfolgenden möglichst breit aufstellen und unterschiedliche Zielgruppen in Betracht ziehen: Neben Handwerksmeistern bilden beispielsweise Hochschulabsolvierende, Menschen mit ausländischem Berufsabschluss und eben entsprechend qualifizierte Frauen einen vielversprechenden Personenkreis.

Weibliche Fachkräfte bringen oft Kompetenzen mit, die bei der Führung von Handwerksbetrieben zunehmend gebraucht werden. So zeichnen sich viele Frauen durch Kommunikationsstärke und Kreativität aus. Kompetenzen, die bei der Kundengewinnung oder der Motivation von Mitarbeitenden enorm wichtig sind. Zudem werden Handwerksbetriebe mit Frauen an der Spitze als innovativ wahrgenommen und verschaffen sich damit einen Vorteil bei der Rekrutierung von sowohl weiblichen als auch männlichen Fachkräften. Insgesamt gilt: Gemischte Teams sind wirtschaftlich meist erfolgreicher. Denn, dass die Geschlechter unterschiedlich mit Herausforderungen umgehen, ist kein Nachteil. Im Gegenteil: Die Einbeziehung verschiedener Sichtweisen führt letztlich zu erfolgreicheren Lösungsstrategien.

Competentia: Wie können Handwerksunternehmen Frauen für eine Nachfolge ansprechen? Worauf müssen Handwerksunternehmen achten, um eine Frau als Nachfolgerin zu gewinnen?

Rebecca Haag:
Dass die Frauenquote im Handwerk so gering ist, liegt oftmals an veralteten Klischees, die sich hartnäckig halten und schon Mädchen davon abhalten können, einen handwerklichen Beruf zu erlernen.

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen diese Vorurteile entkräften und deutlich herausstellen, dass sie Diversität im Unternehmen aktiv fördern. Die Gewinnung von Frauen für das Handwerk fängt also schon bei den Auszubildenden an. Wem es gelingt, weibliche Azubis und Fachkräfte einzustellen, im Unternehmen zu halten und zu fördern, hat es letztlich auch bei der Nachfolgefrage leichter. Potenzielle Übernehmerinnen aus dem direkten Unternehmensumfeld lassen sich leichter ansprechen und ihre Eignung besser einschätzen als die von externen Kandidatinnen. Das vereinfacht der abgebenden Person unter Umständen das Loslassen und für beide Seiten den Übergabeprozess. Schließlich kennt die interne Nachfolgerin den Betrieb, seine Mitarbeitenden und die Kundschaft.

Wir danken Rebecca Haag für Ihre informativen Antworten!

Und wenn Sie noch mehr zum Thema Nachfolge von der HWK Düsseldorf erfahren wollen, finden Sie weitere Informationen auf der HWK Internetseite für Nachfolgeinteressierte und auf der HWK Internetseite für Betriebsübergebende.

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