Unternehmensnachfolge: „Frauen überzeugen durch eine gut strukturierte Herangehensweise“

von Ina Schickert

Was empfiehlt die IHK Düsseldorf kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die über eine Unternehmensnachfolge nachdenken? Und warum sollten KMU besonders Frauen für die Nachfolge in Betracht ziehen? Wir haben Svenja Hennig, Nachfolgeberaterin bei der IHK Düsseldorf, hierzu Fragen gestellt:

Competentia: Worauf sollten KMU beim Nachfolgeprozess besonders achten?

Svenja Hennig: Bei einer Nachfolge ist es wichtig, dass der Prozess frühzeitig eingeleitet wird. Denn auch wenn bei einer internen Nachfolge die Suche nach den Nachfolgenden entfällt so dauert die Übergabe oftmals länger als bei einer externen Nachfolge. Die externe Nachfolge bedarf einer konsequenten Planung. Hier ist es besonders wichtig, die potenzielle Zielgruppe zu erreichen und richtig anzusprechen.

Der DIHK-Nachfolgereport 2023 belegt, dass es noch nie so schwierig war, eine geeignete Nachfolge zur finden. Die Gründe dafür liegen in der demografischen Entwicklung, der Verunsicherung über die wirtschaftliche Zukunft, steigende Kosten, dem Fachkräftemangel oder auch der Regulierungsdichte. Umso bedeutender ist die Kommunikation im Rahmen eines Nachfolgeprozesses. Die Mitarbeitenden und Geschäftsakteure des Unternehmens müssen eingebunden werden, damit sie nicht abwandern oder das Vertrauen verlieren.

Das Hinzuziehen von externen Fachpersonen ist ein wichtiger Aspekt bei allen Formen der Unternehmensnachfolge. Neben der IHK können Steuerberatung, Unternehmensberatung oder Angehörige rechtsberatender Berufe wesentliche Unterstützung liefern.

Competentia: Warum sollten KMU Frauen als Nachfolgerin in Betracht ziehen? Was machen Frauen als Nachfolgerin anders als Männer?

Svenja Hennig: Grundsätzlich sollten alle Personen für eine Nachfolge in Betracht gezogen werden. Insbesondere durch die demografische Entwicklung und den zunehmenden Fachkräftemangel, ist es wichtig, den potenziellen Nachfolgepool auszuweiten. Frauen weisen oftmals ähnliche berufliche Qualifikationen auf wie Männer und sollten daher auch in die Auswahl aufgenommen werden. Der Wandel von Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ebenfalls fortgeschritten. Die Managementqualifikationen von Frauen sind ebenso vorhanden, wie die Qualifikationen von Männern. Frauen überzeugen oftmals durch eine realistische und gut strukturierte Herangehensweise.

Competentia: Worauf müssen KMU achten, um eine Frau als Nachfolgerin zu gewinnen? Wie können KMU Frauen für eine Nachfolge ansprechen?

Svenja Hennig: Es ist von großer Bedeutung, dass ein zu übergebendes Unternehmen sich solide präsentiert. Dies ist wichtig, damit potenzielle Nachfolgende einen realistischen Einblick haben, vor welchen Chancen und Herausforderungen sie möglicherweise nach einer Übernahme stehen. Eine offene Kommunikation hinsichtlich der Erwartungen aller beteiligten Akteure kann vorteilhaft sein. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann ein wesentliches Instrument für die Gewinnung von Nachfolgerinnen sein und sollte daher im Prozess thematisiert werden.

Ein proaktives Ansprechen von Mitarbeiterinnen kann hilfreich und motivierend sein. Die Ansprache außerhalb des Unternehmens sollte über Kanäle erfolgen, in der die Zielgruppe auch tatsächlich zu finden ist. Dabei gibt es immer mehr Möglichkeiten, wie beispielsweise auf Gründungsevents für Frauen.

Wir danken Svenja Hennig für ihre informativen Antworten! Und wenn Sie noch mehr zum Thema Nachfolge von der IHK Düsseldorf erfahren wollen, finden Sie weitere Informationen auf der IHK Internetseite und in der kostenfreien Webinar-Reihe der IHK.

Foto: IHK Düsseldorf

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